Als die Währungsunion kam, haben alle gejubelt. Alle? Fast alle! Denn den Leuten, die von Wirtschaft Ahnung hatten, war klar: Das gibt eine Katastrophe!
Eine Währungsunion mit einem utopischen Wechselkurs (1:2 statt 1:20, was wohl realistisch gewesen wäre) läßt zwar alle jubeln, die Sparguthaben haben (das waren praktisch alle Verbraucher in der DDR - denn es gab in der DDR ja [fast] nichts, was man hätte kaufen können; der Wert des Ersparten verzehnfacht, ohne einen Handschlag dafür zu tun - nicht schlecht - auf den ersten Blick! ;-) ), aber den Sparguthaben stehen natürlich immer auch Schulden gegenüber (irgendwo muss das Geld ja schließlich herkommen!).
Und diese Schulden waren jetzt selbstverständlich auch zehnmal soviel wert. Schuldner waren natürlich die Unternehmen der DDR. Mit anderen Worten: die Unternehmen der DDR hatten von der Währungsunion praktisch eine völlig unverschuldete und wirtschaftlich durch nichts gerechtfertigte VERZEHNFACHUNG IHRER SCHULDEN!
Das würde KEIN Unternehmen aushalten: Die DDR-Betriebe gingen pleite, die Arbeitsplätze verloren: Die DDR-Wirtschaft kollabierte, weil ein Bundeskanzler herrschte, der von Wirtschaft nicht den blassesten Dunst hatte. Ludwig Erhard, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und ein exzellenter Fachmann, hat ob der Verkommenheit seiner Nachfolger wohl im Grabe rotiert!
Warum erzähle ich das? Das ist nur ein Beispiel dafür, welch katastrophale Folgen das Fehlen von wirtschaftlichem Sachverstand haben kann. Ob bei einem Politiker, einer Führungskraft in Verwaltung oder Wirtschaft oder bei einer Großanschaffung (Auto-, Hauskauf) von einem Privatmann: Wirtschaftliches Know-How ist - neben anderem, versteht sich! - unerläßlich.
Jetzt nützt es aber nichts, mit dem Zeigefinger auf einen ehemaligen Bundeskanzler zu zeigen, denn: Der wurde von hunderten Abgeordneten gewählt. Und die Entscheidung über die Währungsunion hat er auch nicht alleine gefällt: Da waren noch andere beteiligt, unter anderem die ganze damalige DDR-Führung.
Und auch die bekannten "Nieten in Nadelstreifen" sind meist von einer ganzen Gruppe gewählt, beispielsweise einem "Aufsichts"rat (der seinen Namen oft nicht verdient hat: Es sind Fälle bekannt, wo jeder Arbeitnehmer wußte: "Das gibt eine Katastrophe", aber der "Aufsichts"rat nickte eine Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden ab, die dann mal locker zu einem Milliarden- [nicht: Millionen-!] Verlust für das Unternehmen führte.)
Langer Rede, kurzer Sinn: Jeder, wirklich jeder, sollte Ahnung von Wirtschaft haben - wenigstens soviel, dass er weiß, wo seine Grenzen liegen, und er dann notfalls Berater (Fachleute!) anhört, und deren Warnungen gegebenenfalls auch ernst nimmt. (Nicht wie der - von vielen Nichtwissenden bejubelte - Wiedervereinigungs-Kanzler, der nichtmal sah, dass "Währungsunion" ganz selbstverständlich ein Thema war, zu dem man den - übrigens überaus fähigen - Bundesbankpräsidenten hätte hören MÜSSEN!)
Ich bin also dafür, dass "Wirtschaft" in den Fächerkanon wirklich JEDER weiterführenden Schule aufgenommen wird.
Aber damit noch nicht genug: Es gibt noch andere Gebiete, auf denen wirklich JEDER zumindest Grundkenntnisse haben sollte. Jeder sollte beispielsweise wissen, welche Rechte und natürlich auch Pflichten er als Käufer, Verkäufer, Arbeitnehmer, Arbeitgeber usw. hat. Auch sollte jeder über Dinge wie Testament, "Patiententestament", Vorsorgevollmacht und vieles andere aus dem Gebiet RECHT Bescheid wissen.
Dazu kommt noch die DENKPSYCHOLOGIE. Jeder sollte wissen, wie sein/unser Gehirn funktioniert, und welche zahllosen Schwächen unser Denken hat. Im Rahmen der Denkpsychologie wäre es dann wohl selbstverständlich, auch die Lernpsychologie zu thematisieren.
Es gibt also gleich DREI FAECHER, die ich zusätzlich an den Schulen lehren würde. Auch wenn man zunächst mehr Lehrer bräuchte: Ich bin mir sicher, dass sich das auf die Dauer rechnen würde. Für unser Land als Ganzes wäre es ein Riesen-Fortschritt und auf die Dauer auch ein Gewinn, der sich in Zahlen wie mehr Unternehmensgewinne (unsere hochverschuldeten Kommunen würden jubeln, denn sie bekämen dann mehr Steuereinnahmen!) und weniger Pleiten ausdrücken würde.
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