Faszination Fußball-WM 2014 in Brasilien

Zuletzt geändert: 22.07.2014 durch den Autor

Diese Fußballweltmeisterschaft ist für mich das Faszinierendste, was ich je im Leben gesehen habe. Und das hat zwei Gründe:

Zum einen begeistern mich die Leistungen der Spieler. Kämpfen bis zum Umfallen und noch darüberhinaus. Und wenn der mexikanische Torwart auch die unmöglichsten Bälle noch hält, Robben zum Sprint ansetzt, andere Stürmer fantastisch platzierte Schüsse ins Tor dreschen usw. - als ehemaliger Sportler kann ich mich für so etwas begeistern.

Das andere ist dieses soziale Engagement von wirklich allen Seiten. Da schließt sich geradezu die ganze Menschheit zusammen. Zum kollektiven Nichtstun.

Ob Spieler, Sponsor, Manager, Trainer oder Zuschauer, ob Medien, Papst oder Begleitpersonal: Sie arbeiten auf diesem Gebiet ungefähr so, wie man es unseren Beamten nachsagt - nämlich gar nicht.

In den Favelas äußern Menschen - weiß Gott, nicht ohne Grund - ihre Unzufriedenheit. Zu Tausenden sind sie durch die Straßen gezogen und haben demonstriert: Bildung und Gesundheit wurde gefordert, bekommen haben sie Gummigeschosse.

Und jetzt: Nicht einmal auch nur einen einzigen Fußball für die Kinder in den Favelas hat es gegeben. Und in den Stadien sind die Millionäre reihenweise versammelt.

Und wenn so ein Einkommensmillionär sich bekreuzigt, bevor er aufs Spielfeld rennt, jubeln die Menschen im Stadion, zu Hause oder sonstwo am Fernseher, beim "Public Viewing" oder oder oder.

Und der Papst schweigt. Und die Bischöfe auch. Hier und anderswo.

Da gibt sich einer als Christ aus, der anderen helfen könnte, aber es noch nie getan hat. Und die Welt schweigt nicht, nein - sie jubelt auch noch. Und sogar unsere Pfaffen machen mit. Da liest keiner mal demjenigen die Leviten.

Keine Schule wird vom Star des Gastgeberlandes den Kindern seines eigenen Landes gestiftet. Kein Sponsor ergreift die Gelegenheit - Journalisten und Medienpräsenz ohne Ende - sich mal als sozial zu präsentieren.

Eine Schule oder ein Krankenhaus vor den Augen der ganzen Welt eröffnet - das wäre auch noch lohnende Werbung. Aber Menschen sind nunmal nicht nur absolut gedankenlos in Bezug auf das Leid anderer, sondern auch strohdumm. Nicht mal aus Eigennutz kommen die auf die Idee jemand anderem zu helfen.


Nachtrag nach dem Ende der WM:

Habe mit freudigem Staunen festgestellt, dass wenigstens Özil und Ronaldo was tun. Mein Bruder, der mal in Brasilien war, meinte, zumindest die Fußball-Stars, die selbst aus den Favelas stammten, täten was. Fehlen also nur noch die restlichen ca. 100.000 Millionäre, die bei der WM waren ...


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